Die Erleichterung dieses Mal nein gesagt zu haben
Kapitel 5
Es heißt die Tage werden länger. Man merkt es nicht und trotzdem ist es wahr.
„Jede Grenze, die wir setzen bedeutet mehr Klarheit.“
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Der Februar tut zaghaft den ersten Schritt. Fast unmerklich, aber stetig Richtung Licht. In Richtung Sonne, die sich über uns ergießt wie kleine Arzneien der Zuversicht. Noch sind die Tage kurz und der Atem kalt und dennoch wäre nichts ohne ihn. Den allerersten Schritt.
Während uns die letzten Jahre in einer Achterbahn der sich selbst überholenden Beschleunigung durchgerüttelt haben, ließ uns 2020 eine Notbremsung erfahren, deren Spuren wir auf der Fahrbahn noch nicht erahnen können. Während die Welt stillstand, mussten wir in neue Rollen finden. Zwischen der Flexibilität von Zirkus-ArtistInnen wurden wir zu Improvisations-KünstlerInnen. Aber der „weiter-wie-bisher-Bus“ scheint auf Dauer auch nicht in die richtige Richtung zu fahren. Denn unsere Ressourcen sind begrenzt – eine Erfahrung, die im letzten Jahr viele von uns geteilt haben. Was nun?
„Gut gesetzte Grenzen geben nicht nur uns, sondern auch unserem Umfeld Orientierung.“
Jeder von uns hat unterschiedliche Grenzen. Wir können, mögen und wollen unterschiedliche Dinge. Das macht uns nicht schwächer, sondern stärker. Nur wenn wir unsere eigenen Grenzen gut kennen, können wir beginnen auf uns und unsere Kraft zu achten. Und werden auch achtsamer im Umgang mit anderen. Wenn wir uns selbst im klaren darüber werden, wo unsere individuelle Schallmauer liegt, können wir auch beginnen, in kleinen Schritten diese zu formulieren und zu leben. Und vielleicht gelingt es uns dann ein kleines Stück besser, bei uns zu bleiben. Nicht nur im Außen zu sehen, was nötig wäre, sondern auch im Innen zu spüren, was machbar ist. Können Stop sagen, wenn unser eigener Boden unten den Füßen wackelig wird. Und dürfen abends auch ohne Marathonlauf zufrieden mit uns sein. Und plötzlich strömt sie durch uns hindurch: Die Erleichterung diesmal Nein gesagt zu haben.
Der Genuss sich selbst verzeihen zu können.
Im Mittelpunkt unserer Februar-Ausgabe steht deshalb der Genuss sich selbst verzeihen zu können. Sie steht als Symbol für die Klarheit unserer eigenen Grenzen. Die Erlaubnis, nicht alles zustande bringen zu müssen. Und die Selbstfürsorge, die notwendig ist, um für unsere Lieben weiterhin sorgen zu können.
Das Rezept des Monats ist unsere schlichte Zebranudel-Suppe, die ohne Chi-Chi wohltuend in den Schüsseln liegt und dampfend auf uns wartet. Die uns daran erinnert, dass Einfachheit und Klarheit nicht zu weniger, sondern manchmal zu mehr führen kann. Ein Gericht, das uns versöhnt, mit uns selbst und unseren Erwartungen. Die glatte Petersilie ist auch gleich unser Moodfood des Monats – sie ist der Hauptdarsteller in unserer besonderen Pasta-Variation und schenkt uns bereits im noch so jungen Jahr die ersten frischen Vitalstoffe, die sich durch den gefrorenen Boden kämpft, als wäre es ohne Anstrengung.
In unserer Kolumne „Essen & Gesellschaft“ erfährt Stephie diesen Monat mit „Dem seltsamen Fall des Paprikahendls“, dass auch der Mut Nein zu sagen und neue Wege zu gehen, zu überraschend guten Ergebnissen führen kann. Karin von Jubeltage inspiriert uns im Audio-Impuls, warum ein klares Nein nicht zu mehr Egoismus und Egozentriertheit führt, sondern uns alles erleichtern und befreien kann.
In der neuen Podcastfolge spreche ich diesmal mit dem Musik- und Psychotherapeut Manuel Goditsch, über Emodiversität – also die Fähigkeit unsere Gefühlsvielfalt wahrnehmen und benennen zu können. Wir sprechen darüber wie sie uns für den Alltag stärkt und wie wir besser mit Veränderungen umgehen können, wenn wir emodivers sind. Um Emodiversität spielerisch zu üben, für euch selbst oder auch mit euren Lieben, habe ich euch ein Gefühlsrad zum Download zur Verfügung gestellt. Es soll uns anregen, unser Inneres zu erforschen und zu benennen, denn erst, wenn wir selbst wissen, was in uns vorgeht – und darauf ist die Antwort niemals eindimensional – können wir Grenzen selbst klar sehen und kommunizieren. Probiert es mal aus!
Kathrin spricht in diesem Februar Klartext, über die Kraft des Neins und wünscht uns von Herzen, dass das Nein auch mit uns sein möge. Und Nora befreit sich in dieser Februar Ausgabe von den Erwartungen der vergangenen Jahre und sagt nein zu ihrem Gedankenkarussell und liest dafür lieber ein gutes Buch und erfreut sich an den ersten zaghaften Blumen des Jahres.
Und last but not least könnt ihr euch auch diesen Monat wieder ausgewählte Inspirations-Bilder unserer Fotografin Amélie Chapalain herunterladen und euch damit auf den kommenden Monat einstimmen.
Ich wünsche Euch von Herzen eine weise und klare Haltung zu euren Grenzen und vor allem Milde, wenn ihr sie überschreitet, denn der Genuss sich selbst verzeihen zu können, das Wissen nicht perfekt zu sein und nicht sein zu müssen, ist ein befreiendes Gefühl, das wir viel zu selten genießen.
Kocht gut, seid gut – eure
Wir sind übrigens nur die eine Seite des Abos – und ihr seid die andere. Schreibt uns eure Gedanken, tauscht euch hier oder in der Facebook-Gruppe (mit uns) aus, schickt Mails und Brieftauben, hinterlasst uns Kommentare (die können nur Mitglieder lesen), stellt uns Fragen, gebt uns Einsichten über eure Gefühlswelten und um Himmels willen – haltet euch nicht zurück!
Ich werde jede einzelne Zeile lesen und beantworten. Versprochen.
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