Wildreis mit Sprossen

Die heitere Beschwingtheit nach dem langen Spaziergang.

Gebratener Wildreis mit Sprossen

Vorsichtig und neugierig säumen die ersten Blumen und Knospen den Wegesrand und strecken ihre Köpfe Richtung Licht. Der lange Winter hat seine Kraft verloren, lässt zitternd los, zögerlich und doch unausweichlich. Der Duft des Schnees ist verweht. Die Eisschicht schien für die Ewigkeit und schmilzt nun doch mit jedem sanften Sonnenstrahl, der auf sie fällt.Und hinterlässt nur einen kleinen See an Erinnerungen, die langsam verblassen.

„Schneeglöckchen ahnen nun, was sie bedeuten. Wenn Du die Augen schließt, hörst Du sie läuten. (E. Kästner).“

Zum Spazieren gehen, braucht es nicht mehr als den Entschluss dazu. Ich ziehe meine Schuhe an, mache die Türe auf, laufe die Treppen runter, die Schritte hallen noch nach, als die schwere Eisentür mit einem letzten Ruck ins Schloss fällt: Der Fuß tut von ganz allein den ersten Schritt hinaus ins Freie. Zunächst langsam und zögerlich und dann immer schneller nehmen die Füße Fahrt auf – das Tempo entscheide ich ganz alleine. Zuerst zügig, dann schlendernd, lasse den Häuserblock links liegen und betrachte den knospenden Baum am Straßenrand, dessen Wurzeln den Beton des Gehsteigs brechen.

 

Die Ziellosigkeit ist das Wunder eines jeden Spaziergangs. Wohin wir gehen, ist völlig offen. Die Bewegung gibt den Gedanken Raum und die Freiheit die Endlosschleife der letzten Monate zu durchbrechen, manchmal sogar die Gelegenheit ihre Richtung zu ändern. Der gleichförmige Takt beruhigt die Gedanken, die jetzt wie vergessene Wäschestücke im leichten Wind auf der Gedankenleine schwingen.

„Ich kann nur beim Gehen nachdenken. Bleibe ich stehen, tun dies auch meine Gedanken, hat einst der Philosoph Jean-Jacques Rousseau geschrieben.

Die ersten warmen Tage erzählen beschwörend vom lauen Frühling. Wenn das Grün wie ein kleiner Hoffnungsschimmer durch das Einheitsbraun der matschigen Erde bricht und wir tiefe Atemzüge nehmen und das Licht durstig in uns aufnehmen, die Füße tragen uns im eigenen Takt und wenn wir gleichsam gestärkt und erschöpft nach Hause zurück einkehren, steigt sie in uns auf: Die heitere Beschwingtheit nach einem langen Spaziergang.

 

Dabei ist es viel mehr, als ein diffuses Gefühl des Aufbruchs, das der Frühling uns schenkt. Scheint die Sonne wieder etwas länger, bringt das auch unseren Hormonhaushalt auf Trab – denn die Produktion des Schlafhormons Melatonin sinkt mit jedem Lichtstrahl, das durch unsere Haut aufgenommen wird. Gleichzeitig schüttet unser Körper wieder mehr Endorphine aus und wir fühlen uns wacher, aktiver und sind wieder motivierter. Ein ausgeklügelter Cocktail an Dopamin, Noradrenalin und Serotonin lässt uns zuversichtlicher und mutiger in die Zukunft blicken. Bereits eine halbe Stunde bewussten Gehens in der Natur bringt uns wieder auf neue, andere Gedanken.  

„Ja, der Gang scheint eine besondere, Gedanken schaffende, Gefühle wirkende Kraft in sich zu tragen: Er kann Trauer bannen, Leidenschaft mäßigen, Würde geben. Es gibt eine Art, die Füße frohlockend, selbstbewusst und befehlend aufzusetzen, zu der man kein bescheidenes oder niedergeschlagenes Gesicht machen kann. Wie der Fuß den Takt schlägt, müssen die Augen tanzen. (Hermann Bahr)

Der Frühling trägt Wahrheiten, die Wahrheit trägt Hoffnung und die Hoffnung, die ist grün. Spazierend werden wir zu Beobachterinnen, die den Freiraum für sich einnehmen, die Flucht nach vorne antreten und Ausbrechen aus dem funktionalen Zwang. Eine kleine, beschwingte Rebellion gegen das Müssen, ein gut gehütetes Geheimnis der Arbeitsverweigerung und ein hingebungsvoller Kurzurlaub für Körper und Seele.

 

Habt einen beschwingten Start in diesen ganz besonderen Frühling, den wir aus vollem Herzen erwartet und dessen Gewissheit, dass er kommen wird, uns durch die dunklen Monate getragen hat. Schlüpft in die Schuhe und brecht auf zu eurem ganz eigenen Spaziergang hinein in diesem Monat.

 

Kocht gut, seid gut – eure

Das Rezept

 Zubereitungsdauer: 15 Minuten (+ Koch- und Kühlzeit für den Reis)
 für 2 Personen
 Schwierigkeitsgrad: leicht
Zutaten
200 g Wildreis, vorgekocht und ausgekühlt
1 kleine Zwiebel, rot
2 El Olivenöl
2 Knoblauchzehen
1 Stück Chili, rot
1 – 2 Frühlingszwiebel
3 El Sojasauce alternativ „Wiener Würze“
Schwarzer Pfeffer, gemahlen
Salz nach Geschmack
Knoblauchsprossen, Radieschensprossen, Brokkolisprossen, Erbsensprossen
Alternativ alle Sprossensorten oder frisches Gemüse nach Geschmack
Optional ein verschlagenes Ei mit braten
Spezielles Equipment
Keines
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Zubereitung

1. Den Wildreis nach Packungsanleitung kochen und überkühlen lassen. Der Bratreis gelingt am besten mit vorgekochtem, ausgekühltem Reis.

 

2. Die Zwiebel, den Knoblauch und die Frühlingszwiebel fein schneiden und beiseite stellen. Falls ihr noch mehr junges Gemüse habt, ist jetzt der Zeitpunkt, es zu schneiden.

 

3. Zunächst die Zwiebel im Olivenöl glasig schwitzen. Dann die Knoblauchzehen kurz mit dünsten.

 

4. Die Chilischote fein schneiden und zugeben. Die Hitze am Herd erhöhen und den vorgekochten Reis kräftig mit braten.

 

5. Nun die Frühlingszwiebel und die Sprossen – einen kleinen Teil zum Frisch darüber streuen übrig lassen – in den Bratreis geben und kräftig anbraten. Mit Sojasauce oder Wiener Würze ablöschen und frischen Frühlingszwiebeln und Sprossen servieren.

Tipp

Das Gericht ist die ideale Resteverwertung für jede beliebige Reissorte und Sprossen lassen sich im Sprossenglas ganz einfach selbst züchten. So habt ihr stets frische Vitaminbomben daheim. Sprossen, das Sprossenglas und auch Samen findet ihr im Bio-Supermarkt oder Reformhaus.

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