Die Hoffnung, dass es gut wird
Weihnachtliche Zimt-Cruffins
Es wird bereits dunkel. Die anbrechende Nacht hat sich mit tausenden, kleinen Schneeflocken über den Tag gelegt und verschluckt die Geräusche der Stadt. Fenster beleuchten die Straße in zuversichtlichem Orange. Alles ist still, nur das Knarzen unter den Füßen Schritt für Schritt begleitet uns am Weg nach Hause. Nicht mehr weit, nicht mehr weit und wir sind da. Haben wir alles vorbereitet? Ist alles getan, was getan werden musste, um es gut zu machen? Sind genug Karten geschrieben, Geschenke besorgt, Schleifen gebunden? Werden Augen leuchten? Herzen erwärmt und fröhliche Stimmen das Haus erfüllen? Wird es so, wie es sein soll – dieses Jahr?
„Und mit jedem Schritt, jedem Knarzen, jedem Tritt keimt sie in uns: Die Hoffnung, dass es gut wird.“
So viele Jahre wie ich auf der Welt bin, liebe ich die Weihnachtszeit. Das Kekse backen, das Warten, das Adventsfeiern, das Geschichten lesen und das Teige rühren. Die kleinen Aufmerksamkeiten, die Kerzen. Das gemeinsame Tee trinken aus dampfenden Kannen und die extra Zimtstange darin. Das Vorbereiten auf das Weihnachtsfest. Das Großeltern besuchen, das ausgelassene Lachen und das stundenlange Kartenspiel, für das alle Zeit haben und sich Zeit nehmen. Das Ärgern beim Verlieren und die Freude beim Gewinnen, die abgespeckten Seiten des Weihnachtsbuches, das immer schon da war. Das Wollsocken tragen und das Adventstürchen öffnen. Der Duft, die Stimmung und der Puderzucker.
So viele Jahre wie ich auf der Welt bin, liebe ich die Weihnachtszeit, als wäre ich mit diesen Erinnerungen geboren worden. Oder vielleicht auch nur der Sehnsucht danach. Der Sehnsucht nach tiefer Verbunden- und Geborgenheit. Nach echten Gesprächen und Berührungen.
Und in all dem Tun und all dem Bemühen es richtig zu machen, scheint Weihnachten manchmal vergraben unter einem Berg an Erwartungen. Wie Weihnachten sein muss, damit es gut ist. An heilige Abende mit leuchtenden Augen. An rotwangige Backen und die perfekte Garzeit. An ein pünktliches Christkind, das einfach im richtigen Moment, zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist – und bei uns klingelt.
Und während uns unsere Beine Schritt für Schritt dem Zuhause näher bringen, wird immer klarer, dass Weihnachten dieses Jahr anders sein wird. 2020 hat uns viel abverlangt. Zusammenleben wurde neu gedacht. Umarmungen mit kurzem Zögern begleitet. Wir mussten Worte und Haltungen finden für Dinge, die bisher unaussprechlich waren. Das Jahr hat uns allen viel abverlangt – und tut es noch.
Am 21. Dezember ist Wintersonnenwende – es ist der kürzeste und dunkelste Tag des Jahres. Es ist die längste Nacht in Dunkelheit. Es ist aber auch die Nacht, an dem sich das Blatt wendet. Mit dem ersten Lichtstrahl werden wir geweckt mit dem Wissen, dass ab nun das Licht wiederkehren wird. Unaufhaltsam und zuverlässig, wie seit vielen tausend Jahren davor. Schon Generationen vor uns wussten, dass die Tage geweiht und eine Einladung zur Einkehr und Ruhe sind. Dass es gerade nichts zu tun gibt, außer zu warten.
Und während die Schritte dorthin gezählt sind trägt uns die Hoffnung wie auf Wolken immer weiter. Der Schlüssel dreht sich langsam ins Schloss und der Duft von Zimt und Butter strömt uns entgegen. Wir sind da. So soll es sein. Es ist gut.
„Weihnachten ist ein Gefühl.“
Ich wünsche Euch von Herzen eine schöne Weihnachtszeit. Ohne Erwartungen und mit ganz viel Licht und Hoffnung. Mit gemeinsamen Lachen und Imperfektion. Mit herzlichen Gesten und kleinen Missgeschicken. Und dem tiefen Vertrauen, dass das Licht kommen wird. Egal, was wir tun.
Kocht gut, seid gut – eure
Das Rezept
Zubereitungsdauer: ca. 120 Min.
für 8-12 Stück
Schwierigkeitsgrad: mittel
Zutaten
300 g Mehl, glatt
7 g Trocken-Germ
10 g Salz
130 – 50 g Milch, lauwarm
30 g Zucker
50 g Butter, weich
165 g Butter, weich
3 El Zimt
3 El Zucker, braun
Puderzucker zum Bestreuen
Spezielles Equipment
Keines
Zubereitung
1. Mehl, Germ, Salz, Zucker und Wasser in der Küchenmaschine zu einem glatten Teig verkneten – das dauert etwa fünf Minuten. 50 g weiche Butter zugeben und weitere 5 Minuten kneten. Zugedeckt an einem warmen Ort etwa 45 Minuten gehen lassen.
2. Teig in vier gleich große Teile teilen und mit dem Nudelroller dünne Streifen auswalken. Wenn Du eine Pasta Maschine hast, dann den Teig durchlassen und immer dünner werden, bis Du durchsehen kannst – auf einem Küchentisch auflegen, nicht falten!
3. Den Teig in der Mitte schneiden, sonst wird er zu lange. Mit der restlichen Butter, Zimt und Zucker bestreichen. Zu kleinen Schnecken dicht rollen.
4. Mit der aufgerollten Seite nach oben in ausgebutterte Muffin-Förmchen geben. Entweder zugedeckt im Kühlschrank über Nacht oder zwei bis drei Stunden bei Zimmertemperatur gehen lassen. Die Cruffins bei 200 Grad Ober- Unterhitze 20-25 Minuten goldbraun backen. Mit Puderzucker bestreuen und frisch genießen.
Tipp
Unsere weihnachtlichen Cruffins vereinen das Beste aus krachenden Croissants und weichen Muffins und benötigen einiges an Wartezeit – perfekt für die Weihnachtszeit.
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