Die Skepsis beim Blick auf die Liste
Gefüllte Muschelnudeln in Paradeis-Ragout
Listen. Es gibt Listen für Projekte. Listen für Geburtstage. Listen für Urlaube. Listen für den Einkauf. Listen für Notfälle und Listen für den Bedarf. Es gibt Listen für den Start und Listen für mittendrin. Und eine Liste für den Schluss, denn was muss das muss.
Ein bisschen bin ich erledigt. Erledigt vom ganzen erledigen. Dieses Jahr haben sich meine über alle geliebten „Ich habe alles im Griff“ Listen nämlich verselbstständigt und mein Leben und sogar Bereiche übernommen, in denen es wohl eher drauf ankommt, nichts zu erledigen. Normalerweise helfen mir Listen. Denn was aufgeschrieben steht flattert nicht herum. Es umgibt sie die feine Aura der Berechenbarkeit und Kontrolle und die habe ich in den letzten Monaten noch mehr zu schätzen gelernt, als jemals zuvor. Aber sie haben auch ihren Preis. Denn sie sind trügerisch und machen abhängig.
Denn jedes kleine Häkchen auf der Liste verursacht einen Ausstoß von Dopamin in unserem Gehirn. Er belohnt und wähnt uns in Sicherheit, während nichts, aber auch wirklich gar nichts sicher ist. Denn wenn überhaupt etwas sicher ist, dann die Unsicherheit. Wir werden noch dazu kleine Junkies, denn die Dosis muss für das nächste, schöne Belohnungsgefühl immer ein bisschen erhöht werden. Also noch eine Liste angelegt. Noch ein Häkchen drunter gesetzt. Und im schlimmsten Fall verhindern all die Listen und Häkchen die wunderbarsten Momente in unserem Leben. Nämlich die in denen wir uns lebendig fühlen. Und die wir nicht planen, sondern einfach nur geschehen lassen konnten.
„Wer immer nur das Häkchen im Blick hat, hängt vielleicht selbst längst am Haken.“
Es gibt Listen, die nerven schon auf den ersten Blick. Und immer, aber wirklich immer lohnt sich ein Zweiter. Denn so manches Mal scheint es, dass sie uns überlisten. Nur weil es geschrieben steht, ist es nicht wahr. Wir wollen den Blick schärfen für die, die sich lohnen. So wie die Liste für unsere Muschelnudeln, die uns Schritt für Schritt näher bringt der Symphonie aus Frucht und Creme und purer Zufriedenheit.
Diesen Sommer will ich auf Häkchen-Dopamin-Entzug. Ein bisschen weniger To-Do und ein bisschen mehr To-Be. Ich wünsche uns von Herzen ein gedankliches Abdriften in die Ferne und einen Blick aufs Meer. Und dann ein Eis gleich früh morgens. Startet gut in diesen Juli, möge die Skepsis mit uns sein.
Kocht gut, seid gut – eure
Das Rezept
Zubereitungsdauer: 45 Minuten + 30 min. Backzeit
für 4 Personen
Schwierigkeitsgrad: leicht
Zutaten
250 g Muschelnudeln, groß (Conchiglioni)
Ragout
1 Zwiebel. rot
1 Knoblauchzehe
2 El Olivenöl
2 El Tomatenmark
700 ml Tomaten-Passata aus dem Glas
125 ml Gemüsebrühe
2 Zweige Thymian, frisch
Fülle
1 Zwiebel. rot
3 Knoblauchzehen
2 El Olivenöl
400 g Spinat
1 Prise Muskatnuss
250 g Ricotta
70 g Parmesan
2 Tl Zitronenabrieb
Salz, Pfeffer
Parmesan extra zum Bestreuen
Olivenöl zum Servieren
Spezielles Equipment
Keines
Zubereitung
1. Einen großen Topf mit Wasser und Salz zum Kochen bringen und die Muschelnudeln etwa fünf Minuten ankochen, abseihen und beiseite stellen.
2. Eine ofenfeste Form mit Olivenöl ausfetten.
3. Für das Ragout die Zwiebel und den Knoblauch fein schneiden und in einer Pfanne mit Olivenöl anschwitzen. Tomatenmark zugeben, kurz umrühren.
4. Die Tomaten-Passata, Brühe und Thymianblätter zugeben und einmal aufkochen. Alles in die ofenfeste Form schütten.
5. Für die Füllung den Zwiebel und Knoblauch fein schneiden und in einer Pfanne mit Olivenöl anschwitzen.
6. Den Spinat abbrausen, abtupfen und zur Zwiebel-Knoblauch Mischung geben. Kurz den Deckel drauf, damit der Spinat dünstet und zusammen fällt. Mit Muskatnuss würzen.
7. Den Ofen auf 180 Grad Ober-Unterhitze vorheizen.
8. Den Parmesan reiben. Ricotta und Parmesan mit dem Zitronenabrieb zur Spinat-Masse geben und umrühren bis sich alles verbunden hat und sämig ist. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
9. Die Muschelnudeln mit einem Löffel mit der Spinat-Ricottafülle füllen und einzeln in das Tomaten-Ragout legen.
10. Alles nochmal mit Parmesan bestreuen und etwa 3o Minuten im Ofen goldbraun backen.
Tipp
Dazu serviere ich gerne einen eisgekühlten grünen Veltliner und eine große Schüssel Salat.
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