Weniger ist mehr?

Kapitel 9

In einer Welt, die sich jeden Tag ein kleines bisschen schneller um sich selbst dreht, scheint es immer schwieriger unseren Platz zu finden. Doch gibt es den überhaupt?

„Die Zeit geht mit der Zeit: Sie fliegt. Kaum schrieb man sechs Gedichte, ist schon ein halbes Jahr herum und fühlt sich als Geschichte.“ (E. Kästner)

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Nie war es einfacher, sich inspirieren zu lassen, eine Ausbildung zu beginnen, sein für sich stimmiges Lebenskonzept zu wählen, um dann den genau richtigen Platz in seinem Leben für sich zu entdecken. Die Vielzahl der Möglichkeiten und Optionen in und für unser Leben, die uns in der heutigen Welt geboten werden, sollten doch schnurstracks und unweigerlich zu mehr Zufriedenheit in unserem Leben führen. Es leichter machen, unseren Platz in der Welt zu finden. Wir können aus schier unendlichen Möglichkeiten wählen und doch deuten viele Studien darauf hin, dass das persönliche Glücks- und Zufriedenheitsempfinden in den westlichen Staaten innerhalb der letzten Jahrzehnte eher ab- als zugenommen hat. Aber warum ist das so?

 

Die Psychologin Sheena Iyengar hat dazu ein spannendes Experiment gemacht und herausgefunden, dass mit zunehmender Zahl an Optionen und Möglichkeiten auch unsere Zufriedenheit mit unserer Entscheidung abnimmt. Die Bedeutung, die wir unserer Entscheidung beimessen, wird nämlich größer, wenn wir eine große Auswahl an anderen Möglichkeiten haben und nun darauf verzichten müssen. Es scheint also, dass die Waage zu finden, zwischen der Machtlosigkeit, nur das wählen zu können, was das Schicksal einem zuteil werden ließ und andererseits der Überforderung aus einer scheinbar unbegrenzten Anzahl an Möglichkeiten die „richtige“ zu wählen, ein guter Ansatzpunkt wäre, tatsächlich etwas mehr Zufriedenheit mit uns, unserem Leben und unseren Entscheidungen, spüren zu können.

 

Dies ist übrigens vielleicht auch ein Grund, warum mir das saisonale Kochen so eine Herzensangelegenheit wurde. Neben all den rationalen Argumenten, war es für mich auch eine Erleichterung, das übergroße Angebot im Supermarkt für mich zu verkleinern. Aus unendlichen Möglichkeiten, eine überschaubare Anzahl an Optionen werden zu lassen. Dies würde nämlich auch das Ergebnis der Studie von  Sheena Iyengar untermauern, die in weiteren Tests herausfand, dass eine Auswahl von etwa sieben Möglichkeiten zur höchsten Zufriedenheit bei einer Entscheidung führt und zwar unabhängig davon, wofür man sich entscheidet.

 

Vielleicht könnte dies auch ein Impuls für unser eigenes Leben sein und die Rolle, die wir darin einnehmen?

Den Blick immer wieder darauf zu lenken, dass das was wir gerade sind und wohin uns das Leben gespült hat, eben oft nicht nur die bewusste Entscheidung dafür war, sondern von einer Vielzahl an Scheidewegen und Umständen geprägt ist. Dass wir eben nicht Superstar, Millionärin oder Prima-Ballerina hätten werden können, wie es uns so viele Instagram-Accounts und Hauptabendprogramme vermitteln. Dass wir nicht auf unendlich viele andere Möglichkeiten hätten zurückgreifen können, sondern, dass die Unendlichkeit nur eine Illusion gespiegelt von tausend kleinen Apps ist. Und wir dort gelandet sind, wo es uns im Rahmen unserer Möglichkeiten eben hingeführt hat. Und dass wir, solange Atmen durch unsere Lungen fließt, immer wieder neue Entscheidungen treffen werden und dürfen und dass diese unseren Platz im Leben immer wieder neu gestalten.

 

 

Die Hoffnung seinen Platz gefunden zu haben.

 

 

Im Mittelpunkt unserer Juni-Ausgabe steht deshalb die Hoffnung seinen Platz gefunden zu haben. Ein zutiefst menschliches Bedürfnis, sich selbst im Leben verorten zu können und Sinn in Aufgabe und Wirken zu finden. In Beziehung mit anderen zu treten, um uns selbst verankern zu können.

 

Das Rezept des Monats ist unser knatschgrüner Hummus mit Sesam-Knusper, der nicht nur leuchtet, wie die Hoffnung selbst, sondern auch dazu einlädt, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen , aus einer Schüssel zu essen und ein gutes Gespräch zu führen. Der Sesam-Knusper besteht übrigens zu großem Teil aus Weizen und der ist auch gleich unser Moodfood des Monats – vielfach inzwischen verpönt, schauen wir uns die Inhaltsstoffe und Wirkungsweise etwas genauer an und ob er seinem schlechten Ruf, wirklich gerecht wird.

 

Karin von Jubeltage stellt sich im Audio-Impuls, die Frage, ob der Weg nicht ohnehin das Ziel ist und ob „Ankommen“ tatsächlich möglich ist. Zu Gast ist diesmal die Oberösterreicherin Martina von Foodstories, die nicht nur eine saisonale Salat-Bowl mit uns teilt, sondern auch ihren Ausgleich und „Platz“ in der Leidenschaft für ihren vegetarischen Foodblog gefunden hat. Unsere Kathrin spricht in der Juni-Kolumne über ihre Kindheitserinnungen, welchen Platz sie damals eingenommen hat, heute in ihrer Familie einnimmt und warum sie sich als Wölfin versteht.

 

Stephie schreibt in „Essen & Gesellschaft“ über das „Die achtsamen Optimierer“ und wirft auf den großen Achtsamkeits-Trend einen kritischen Blick. Und Nora schenkt uns in dieser Juni-Ausgabe einen Einblick in ihren Rosengarten und zeigt uns, wie wir die prachtvollen Pfingstrosen in unserem zu Hause schön in Szene setzen können.

 

Diesmal vorstellen möchte ich euch noch Sandra von der kleinen Keramik-Manufaktur „Franzi.ist„. Jedes ihrer Stücke besticht durch das puristische Design, die Liebe zum Material und die Einzigartigkeit jedes Werkstücks. Lest mal rein und schaut auch unbedingt danach einmal bei ihr vorbei, ich bin sehr verliebt in ihre Arbeit. In dieser Juni Ausgabe darf ich für euch exklusiv einen handgefertigten Trinkbecher aus ihrer Werkstatt verlosen. Und last but not least könnt ihr euch auch diesen Monat wieder ausgewählte Inspirations-Bilder unserer Fotografin Amélie Chapalain herunterladen und euch damit auf den kommenden Monat einstimmen.

 

Ich wünsche Euch von Herzen einen guten Start in den Monat Juni mit viel Zufriedenheit und Hoffnung,

 

Kocht gut, seid gut – eure

 

Wir sind übrigens nur die eine Seite des Abos –  und ihr seid die andere. Schreibt uns eure Gedanken, tauscht euch hier oder in der Facebook-Gruppe (mit uns) aus, schickt Mails und Brieftauben, hinterlasst uns Kommentare (die können nur Mitglieder lesen), stellt uns Fragen, gebt uns Einsichten über eure Gefühlswelten und um Himmels willen – haltet euch nicht zurück!

 

Ich werde jede einzelne Zeile lesen und beantworten. Versprochen.

 

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