Einfach mal blau machen

Einfach mal Blau machen

Fleißig sind die Guten, faul die Bösen. Das haben wir so gelernt. Doch daran ist ziemlich Vieles faul.

Einfach mal blau machen

Gerade packe ich meine Sachen für eine Reise nach Venedig. Was? Ferien? Jetzt? Nach einem Lockdown, der ja quasi eh Dauer­Urlaub war? Ja. Jetzt. Meer. Absolutes Nichtstun. Für mich: Ferien.

Die Logik ist abendländisch und alt – das lateinische Wort ,,feria“ für Festtag ist nämlich die Wurzel unserer Ferien, deren Zweck recht einfach ist: Erholung für die Arbeit.

Erholung bedeutet ja aber in unserem Verständnis: Abwechslung. Darf man da auch faul sein? Sind Ferien nur, wenn man etwas anderes macht? Aber einfach faul herumliegen, schlafen, und morgens schon Prosecco trinken ist nicht okay? Das neurotische Verhältnis zur Tätigkeit und die Ablehnung simpler Faulheit hat die gleichen Wurzeln: Der ,,innere Schweinehund“, also das bisschen Restvernunft, das in uns steckt, unter Kontrolle bringen. Aber vielleicht sollten wir anfangen, uns mit uns selbst zu identifizieren und nicht nur mit dem, was wir tun müssen.

 

„Und ja, Freiheit besteht meiner Meinung nach auch darin, die Frage ,,Was willst du?“ mit ,,nichts“ zu beantworten.“

 

Ich werde jetzt also 5 Tage lang nichts machen, am Meer, denn da kennt die Zeit keine Eile. Und ich habe Sehnsucht nach keiner Eile, wie so viele von uns, und es doch selten wagen, zuzugeben. Das ist schade. Denn Zeit, vor allem die, in der absolut gar nichts passiert, ist das, was uns erkennen lässt, dass sie endlich ist.

 

Wir haben auf dieser Erde nämlich nicht alle Zeit der Welt. Ich werde also aufs Wasser schauen, den Markusplatz auslassen, Spaghetti Vongole und Sarde in Saar essen, so viel und wann ich will, die Füsse in meinem Appartement hochlegen, und keinen Reiseführer abrufen, der mir sagt, was ich alles tun könnte.

 Es werden wunderbare Ferien, ins Blaue hinein.


 

Stephanie Fuchs

Autorin

Stephanie Fuchs-Mayr

 

Stephie schreibt für uns die monatliche Gesellschaftskolumne und erzählt uns Geschichten, die in die Tiefe gehen. Und uns so zum Nachdenken anregen. Mehr über Stephie …

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