Apfelessig selbst herstellen oder ein paar Haltungsnotizen

 Zubereitungsdauer: ca. 5 – 7 Wochen
 für 1 Liter
 Schwierigkeitsgrad: leicht
Zutaten
1 kg Apfelreste (optional ganze Äpfel)
2 El Zucker
Wasser
Spezielles Equipment
Saubere Gefässe aus Glas, Ton oder Keramik
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Apfelessig selbst herstellen oder ein paar Haltungsnotizen

 

Zuletzt habe ich mich einem lieben Freund telefoniert und da – im tatsächlichen und  übertragenem Sinn (sic!) – der November-Blues wetterbedingt halt aktuell im Mai stattfindet, kam die Frage nach Bedeutung auf. Was bedeutet uns was? Wem bedeuten wir was? Wer bedeutet … ihr versteht.

 

Machen die Dinge, die wir tun einen Unterschied? Können wir (noch) was bewegen? Fragen, die man sich an melancholisch nass-kalten, dunklen Mai-Tagen so stellt. Wir sind natürlich zu keinem Ergebnis gekommen, dennoch hat es mich an eine Grundhaltung erinnert. Nämlich, zu vielen Dingen eben überhaupt eine Haltung zu entwicklen, sich über sie im Klaren zu sein und sich – zum Beispiel ich mich hier – in einem bestimmten Rahmen auch zu äußern, um eine Diskussion anzuregen.

 

Es kann bedeutend sein, wenn es für uns bedeutend ist. Die Themen, die ich auf diesem Blog – neben meinen Rezepten – anspreche, liegen mir am Herzen. Sie haben keinen Anspruch auf Richtigkeit und wollen niemand überzeugen. Es sind einfach Themen, von denen ich der Meinung bin, dass sie es wert sind, sich damit auseinander zu setzen. Seien es philosophische zu unserem Leben, zu unserer Gesellschaft oder eben auch Themen, die ganz konkret herunter gebrochen, auch Auswirkung auf unser tägliches Tun haben.

 

Eine Haltung zu Dingen zu entwickeln bedeutet, sich mit Dingen auseinander zu setzen: #zerowaste #lesswaste #nachhaltigkeit #foodwaste

 

Die Themen, die diese Schlagworte vereinen, sind in meiner Foodblog-Blase bereits seit langem ein großes Thema. „5 Tipps zum plastikfreien Leben“ hier, „Die 10 besten Strategien zum nachhaltigen Leben“ dort. So könnte man sagen, dies rufe vielerorts redundante Beiträge und marketingorientierte Trends hervor. Dies mag auch gar nicht so falsch sein, dennoch bin ich der Meinung, dass dies zur Bewusstseinsbildung einen Beitrag leisten kann. Bei vielen (Food)Blogs geht es längst nicht mehr ausschließlich um die Inszenierung, Styling oder neue Rezepte. Sie haben – neben ökonomischen Interessen – auch andere Anliegen. Damit können sie einen Teil zur Bewusstseinsbildung beitragen. Sie können anregen, inspirieren und mitunter auch informieren. Wenn sich auch nur der Hauch einer Chance bietet, dass diese Themen ihre Blasen verlassen und tatsächlich einen breiteren Diskurs über unsere Haltung zu vielen ökologischen und ökonomischen Themen ermöglichen, erscheint es mir sinnvoll.

 

Aus diesen Gründen und im vollen Bewusstsein, dass wir damit die Welt nicht in einem Ruck verändern werden, es aber doch einen Unterschied macht, wenn wir beginnen uns mit Themen auseinander zu setzen und eine Haltung dazu entwickeln, lege ich euch unseren hausgemachten Apfelessig ans Herz – und zwar aus vielerlei Aspekten.

 

Hausgemachter Apfelessig: Allerfeinste Resteverwertung

 

Der Apfel ist unser liebstes Obst. Ihn mit Putz und Stingel zu verarbeiten macht durch und durch Sinn. Hier unsere besten Gründe, den Apfelessig selbst herzustellen

 

  • es werden Teile, die sonst im Abfall landen, verwertet
  • es macht keine (zusätzliche) Arbeit
  • es schmeckt unvergleichlich gut
  • es ist nachvollziehbar, was drin ist
  • es kostet weniger
  • es sind die Zutaten stets zu Hause

 

PS: Der liebe Freund, der zu diesem Thema mein Gesprächspartner war, liest übrigens grundsätzlich keine Food-Blogs. Und er macht auch garantiert seinen Apfelessig nicht selbst. Nach unserem Gespräch hat er sich aber von seiner Kaffee-Kapsel-Maschine getrennt. Ohne, dass wir konkret darüber gesprochen hätten, einfach, weil ihm für sich ein paar Dinge bewusst geworden sind.

 

Wie geht es Euch mit diesen Themen?

Zubereitung

1. Die Apfelreste bzw. Äpfel klein schneiden und in ein sauberes Gefäss geben. Die Sauberkeit ist wesentlich, da sich sonst leicht Schimmelpilze bilden. Am besten eignen sich große Flaschen (mit größerem Ausguss) aus Glas. Diese lassen sich im Vorfeld einfach sterilisieren – dafür einfach die Gläser mit kochendem Wasser heiß ausspülen und dann im vorgeheizten Ofen bei 120 Grad etwa 15 Minuten sterilisieren. Achtung, bevor die Äpfel hinein kommen, die Gläser abkühlen lassen.

 

2. Zwei Esslöffel Zucker über die Äpfel streuen – dies beschleunigt den Gärvorgang. Grundsätzlich klappt es auch ohne – dauert dann aber nochmals länger.

 

3. Mit kaltem Wasser auffüllen und einem sauberen (!) Tuch abdecken, so bleiben Keime fern, aber Luft hinein. Bei Zimmertemperatur etwa 2 Wochen stehen lassen – mit Zucker dauert es etwas weniger (ca. 10 Tage), immer wieder umrühren, das verhindert ebenso Schimmelbildung. Durch den Gärvorgang bilden sich kleine Bläschen und etwas Schaum – das ist genau richtig.Die Äpfel haben sich verfärbt, die Flüssigkeit ist naturtrüb und riecht fruchtig-säuerlich. Das Gröbste ist jetzt erledigt.

 

4. Nun die Flüssigkeit durch ein Küchentuch in ein sauberes (!) Gefäss abseihen. Erneut offen mit sauberem Küchentuch abgedeckt stehen lassen. Die Feingärung dauert nun nochmals etwa 4 Wochen. Erneut – diesmal durch ein Sieb – in die finalen Flaschen abfüllen. Im Sieb werden schlierige Fäden zurückbleiben, vielleicht sogar in eure Flaschen teilweise mit abgefüllt werden. Dies sind die Ansätze der Essigmutter. Ihr könnt sie bedenkenlos verzehren, falls etwas davon in eure Flaschen abgefüllt wurde. Wenn ihr aber eure eigene Essigmutter züchten wollt, damit ihr noch schneller Fruchtessig gewinnen könnt – dann geht’s weiter mit Schritt 5.

 

5. Essigmutter züchten und aufbewahren: Die Ansätze der Essigmutter mit etwas vom gerade entstandenen Essig aufgießen in einem sauberen „Anzuchtgefäss“ (bspw. Glas, Ton, Keramik) stehen lassen. Gelegentlich die geleeartige Essigmutter mit dem Löffel nach unten schubsen, damit genug Luft dazu kommt. Wer sie über einen längeren Zeitraum am Leben erhalten will, gibt ab und an einen Schuss Wein dazu – diesen Alkohol benötigt sie, um lebendig zu bleiben.

Tipp

Auf Michaelas Blog Littlebee findet ihr übrigens einen Beitrag zum Einkochen und Aufbewahren.

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4 Kommentare
  • Das Mädel vom Land

    23. Mai 2019 at 22:47 Antworten

    Liebe Eva,
    am liebsten mag ich den Satz „Es kann bedeutend sein, wenn es für uns bedeutend ist.“ Diese pure Möglichkeit ist doch so tröstend, finde ich. Auch für mich ist mein Blog ein Ort, wo ich lamentieren und loben, hinweisen und aufzeigen kann. Soll, muss so sein!
    Alles Liebe!
    Maria

    P.S.: Apfelessig … den hol ich mir aus einem RIESENgroßen Steinbecken im Keller meines Elternhauses. Die Essigmutter ist riesig! Und wird regelmäßig gefüttert 🙂

    • Eva

      11. Juni 2019 at 10:09 Antworten

      Liebe Maria, es ist ein großes Glück, wenn wir solche Dinge aus unseren Eltern-Häusern mitnehmen können. Ein Ziel, ein Wunsch, ein Anliegen, das mir selbst so am Herzen liegt. Alles Liebe, Eva

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